Warum eigentlich Interviews?
Ein Interviewleitfaden wird benötigt, wenn Sie sich im Zuge Ihrer wissenschaftlichen Arbeit für ein qualitatives Forschungsdesign entscheiden. Gründe, die für eine Interviewstudie sprechen, können in den folgenden gesehen werden:
Ursachenforschung betreiben
Sie haben ein Phänomen beobachtet, das Sie näher erforschen wollen.
Beispiel zur Forschungsfrage: Wie stehen jüngere Generationen typischen Geschlechterrollen gegenüber?
Interviewstudien sind wie der personifizierte Sherlock Holmes der Wissenschaft: Sie graben tief, um die Fragen nach dem Wie und Warum zu beantworten, die Umfragen oft nicht klären können. Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Detektiv mit einem Notizblock statt einer Lupe, der versucht, das Rätsel menschlichen Verhaltens zu lösen: Das kommt der Realität in diesem Fall erstaunlich nah.
Ideen (weiter-)entwickeln
Sie haben einen Theoriekomplex entdeckt, der Ihnen unvollständig vorkommt.
Beispiel zur Forschungsfrage: Wie könnte eine Stadt gestaltet werden, um die soziale Interaktion zwischen den Bewohnern zu fördern?
Interviewstudien sind nicht nur für die Ursachenforschung gut, sie sind auch großartige Brutstätten für neue Ideen. Sie sind wie Brainstorming-Sessions, aber mit Daten. Durch das Sammeln von qualitativen Daten können Forscher Hypothesen entwickeln, die so frisch sind, dass sie noch nicht einmal einen Namen haben. Es ist, als würde man ein Puzzle zusammensetzen, bei dem die Teile ständig ihre Form ändern: Das kann zermürbend sein, wenn man noch mittendrin steckt, am Ende entsteht jedoch ein vollwertiger neuer Blick auf das Vorhandene.
Handlungsempfehlungen aufstellen
Sie haben ein Problem entdeckt, das Sie lösen wollen.
Beispiel zur Forschungsfrage: Welche Schritte könnten unternommen werden, um die Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsplatz zu fördern?
Interviewstudien können uns nicht nur sagen, was los ist, sondern auch, was wir dagegen tun können. Sie sind wie ein persönlicher Trainer für gesellschaftliche Probleme: Sie identifizieren die Schwachstellen und geben uns einen maßgeschneiderten Plan, um sie zu beheben.
Wie kommt man vom Thema zum Interviewleitfaden?
Ein Interviewleitfaden ist ein wichtiges Instrument in der qualitativen Forschung, das dazu dient, die Struktur und den Inhalt eines Interviews zu steuern. Er hilft dem Interviewer, sich auf die Schlüsselthemen zu konzentrieren, ohne die Flexibilität zu verlieren, die für eine offene und ehrliche Diskussion erforderlich ist. Hier sind die Schritte, um einen effektiven Interviewleitfaden zu erstellen:
1. Forschungsziele definieren
Bevor Sie mit der Erstellung des Leitfadens beginnen, müssen Sie klare Forschungsziele festlegen. Was möchten Sie mit dem Interview erreichen? Welche Informationen sind erforderlich?
2. Zielgruppe kennen
Verstehen Sie, wer Ihre Interviewpartner sind, und passen Sie die Sprache und den Ton des Leitfadens entsprechend an.
3. Fragen entwickeln
Erstellen Sie eine Liste von Fragen, die den Forschungszielen entsprechen. Die Fragen sollten offen formuliert sein, um eine ausführliche Diskussion zu ermöglichen.
4. Fragen organisieren
Ordnen Sie die Fragen in einer logischen Reihenfolge an, beginnend mit allgemeinen Fragen und dann zu spezifischeren Themen übergehend.
5. Flexibilität beibehalten
Ein Interviewleitfaden sollte als flexibles Instrument betrachtet werden. Es sollte Raum für spontane Fragen und Follow-up-Fragen geben, die während des Interviews auftauchen können.
Was muss ich bei der Interviewführung beachten?
Interviewstudien sind mehr als nur eine Reihe von Fragen und Antworten. Sie sind ein komplexes Zusammenspiel aus Vorbereitung, Rapport, aktiver Zuhörarbeit und Analyse. Bevor das Mikrofon überhaupt eingeschaltet wird, ist eine gründliche Vorbereitung entscheidend. Ein gut durchdachter Leitfaden ist Ihr bester Freund, aber Flexibilität ist ebenso wichtig. Manchmal führen die interessantesten Erkenntnisse über den vorgeplanten Pfad hinaus.
Sobald das Interview beginnt, ist der erste Eindruck entscheidend. Ein freundlicher und respektvoller Umgang kann Wunder wirken, wenn es darum geht, eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen. Dies ist der Nährboden für offene und ehrliche Antworten. Aber die Arbeit ist hier noch nicht getan. Aktives Zuhören ist genauso wichtig wie das Stellen der richtigen Fragen. Es geht nicht nur darum, was der Befragte sagt, sondern auch darum, wie und warum er es sagt.
Während all dieser Interaktionen ist Neutralität unerlässlich. Ihre persönlichen Meinungen haben in diesem Raum keinen Platz; sie könnten die Antworten und damit die Qualität der Daten verzerren.
Nachdem das Interview beendet ist, beginnt die vielleicht wichtigste Phase: die Nachbereitung und die eigentliche Auswertung der Interviews. Hier werden die Rohdaten in wertvolle Erkenntnisse umgewandelt, die als Grundlage für Handlungsempfehlungen dienen können. Denn letztendlich ist das das Ziel jeder Interviewstudie: nicht nur zu verstehen, was in der Welt vor sich geht, sondern auch, wie wir sie verbessern können.